Salalah
Die Abbildung zeigt eine Übersicht über Salalah wie ich es 1985 erlebt habe. Bedenkt man, dass 1970 neben den landwirtschaftlichen Flächen nur die Altstadtbereiche und der Flugplatz existierten, erkennt man eine atemberaubende Entwicklung.
Salalah gehört seit 1879 zum Sultanat Oman. Es ist gut 1000 km weit weg vom Hauptsiedlungsgebiet und der Hauptstadt Muscat. Eine Landverbindung existierte nicht. Die einzige Verbindung erfolgte zur See mit Segelschiffen. Erst seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts residierte der Sultan von Oman, Großvater von Qabus bin Sa'id Al Sa'id, gelegentlich in Salalah im gut befestigten Fort und heutigen Al Husn Palast, hielt sich aber am liebsten in Indien auf. Dessen Sohn, Sultan Said ibn Taimur (1932-1970), hielt sich jeden Sommer, später ganzjährig hier auf und entwickelte durch geschickten Landerwerb und Investitionen eine eigene florierende Landwirtschaft, die bis heute im Besitz der Familie ist.
Die Wirtschaft war im wesentlichen beschränkt auf Selbstversorgung - nomadische Haltung von Ziegen, Kamelen, Kühen in den angrenzenden Bergen, Pflanzungen mit Brunnenbewässerung in einem küstenparallelen ca. 15 km und bis zu 1000 m breiten Streifen sowie Fischfang. Die Viehwirtschaft war möglich durch saisonale Monsunwinde, die die angrenzenden Berge alljährlich ergrünen lassen. Viehwirtschaft und Fischfang hingen zusammen, da getrockneter Fisch in der Trockenzeit als Futter diente. Die wirtschaftlichen Aktivitäten des Sultans und sein Interesse an der Besteuerung jeglichen Handels führte zu Spannungen mit den Bewohnern der Berge, die zudem ethnisch bedingt waren. Der traditionelle Weihrauchhandel - schon in biblischen Zeiten hier bedeutend - spielte kaum noch eine Rolle.
1965 erhoben sich in der Provinz Dhofar sozialistische Rebellen, die zum Teil vom Südjemen unterstützt wurden, gegen die ibaditische Regierung. Beigelegt wurden diese immer wieder aufflackernden Auseinandersetzungen erst 1976. Salalah war daher bis 1984 eingezäunt.
Für die Stadtentwicklung beachtenswert ist die Tatsache, dass es bis 1970 praktisch keine Fahrzeuge und daher auch keine Straßen gab. Der Raum zwischen den Häusern und Höfen war Multifunktionsfläche, die je nach Bedarf für den Fuß- und sonstigen Verkehr auf vier Beinen diente. Auch Versammlungen - gemeinsames Gebet oder Markt - fanden auf kaum definierten unbefestigten Flächen statt. Da es neben Moscheen, Grabstätten und Friedhöfen keine öffentlichen Einrichtungen gab, ist es schwer, sich hier mit unseren westlichen Stadtvorstellungen wiederzufinden.
Die Baustruktur weist eine recht einheitliche Ausrichtung nach Süden auf, die der angenehm kühlenden dauerhaften Brise von der See und weiteren klimatischen Faktoren geschuldet ist. Genaueres hierzu in Allan Cain, Farroukh Afshar, John Norton, 1975, 'OMAN the problems and potentials of the indigenous built environment in a developing country'.
Für 1970 wird eine Einwohnerzahl von 7.500, 1977 35.000, 1982 45.000, 2010 fast 200.000 Einwohner geschätzt bzw. gezählt. Von Anfang an wird dies durch einen Ausländeranteil von 30-40% begleitet (Abu Dabi 90%!).
1935 wurde der erste Flugplatz der RAF, ein ziviler Flughafen 1977 in Betrieb genommen, den heute über 1 Mio Passagiere/Jahr nutzen. Seit 1980 gibt es eine asphaltierte Straße nach Muscat. Die Motorisierung stieg von fast 0 (1970) auf über 17.000 (entspricht 167 KFZ/1000 Einwohner).
Wirtschaftlich spielt der Hafen mit Freihandelszone und der Tourismus eine große Rolle.
